Stress bei Mensch & Hund

Stress

In der heutigen Zeit ist das Thema Stress allgegenwärtig. Begriffe wie Burnout und Boreout werden in den Medien immer präsenter. Das Phänomen des Burnout wurde nun offiziell von der WHO in das ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) aufgenommen und gilt daher seit Mai 2019 als psychische Erkrankung.


Tatsache ist, dass Stress von Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird. Hier ist wieder die Resilienz von großer Bedeutung, die als die psychische Widerstandsfähigkeit definiert wird. Bis zu welchem Grad ein Mensch Stress als positiv oder negativ wahrnimmt, hängt von vielen Faktoren, wie der genetischen Veranlagung, der Erfahrungen und den Lebensumständen ab. Wie bereits in einem anderen Blogbeitrag, zum Thema Hochsensibilität, erwähnt, hängt die Stressresistenz auch von der Fähigkeit, Reize zu verarbeiten, ab. Auf hochsensible Menschen strömen andauernd Reize ein, die sie ungefiltert wahrnehmen. Dies stellt eine große psychische und physische Herausforderung dar und führt zu einer geringeren Belastbarkeit in beinahe allen Lebensbereichen. Für normal sensible Menschen mag das Verhalten einer hochsensiblen Person oftmals paradox erscheinen, ist es bei genaueren Hinsehen aber nicht.


In meiner Uni-Zeit habe ich oft Menschen erlebt, die in Blockveranstaltungen wortlos hinaus gegangen sind. Wenn ich sie gefragt habe, warum sie das machen, bekam ich als Antwort, dass sie eine Pause gebraucht haben, weil sie die ganzen Sinnesreize nicht mehr verarbeiten konnten. Auch ich musste, bei langen Lehrveranstaltungen, öfters Pausen einlegen, denn wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre ich – wieder einmal – vollkommen erschöpft und komplett überreizt ins Bett gefallen und mit einer Migräne aufgewacht. Der große Hörsaal mit etlichen Menschen, leise Gespräche von Mitkommilitonen, sowie der Vortrag des Professors, für den man eigentlich die vollste Konzentration benötigt hätte und vielleicht noch andauerndes Öffnen und Schließen der Hörsaaltür, hat mich regelmäßig an die Grenze meiner Wahrnehmungsfähigkeiten gebracht. Ich war dementsprechend komplett erschöpft. Menschenansammlungen, Verkehrsgeräusche, grelles Licht und sich verändernde Witterungsbedingungen, Energien von anderen Personen, all das nimmt ein hochsensibler Mensch viel stärker wahr. Wenn man sich keine Pausen gönnt, führt das sehr schnell zur Erschöpfung. Man fühlt sich oft anders als die anderen und das ist man auch. Ich habe immer Personen bewundert, die Konfliktsituationen augenscheinlich unberührt abschütteln und zur Tagesordnung übergehen.


Hochsensible Menschen können das einfach nicht, unangenehme- aber auch angenehme Begegnungen – hallen viel länger nach. Man fühlt sich oft sehr alleine mit seinen Gedanken, weil Hochsensible zum grübeln und analysieren neigen, während normal Sensible sich an manche Gespräche nicht mal mehr erinnern können. Im Berufsleben stoßen viele Menschen an ihre Grenzen, bei hochsensiblen Personen ist es häufig so, dass sie sich im Rahmen eines 9 to 5 Jobs nicht sehr wohl fühlen und Großraumbüros, durch den noch höheren Lärmpegel, eine besondere Herausforderung darstellen. Neueste Studien haben ergeben, dass hochsensible Menschen ihr Potenzial am besten in einer selbstständigen Tätigkeit, sowie in Tätigkeiten mit freier Zeiteinteilung, entfalten können. Manchmal ist es aber so, dass man derzeit einfach nicht die Ressourcen für den Sprung in die Selbstständigkeit hat und man einen Job ausüben muss, der einen regelmäßig an seine Grenzen bringt, sei es monotones Arbeiten ohne Abwechslung, oder, das eben erwähnte Großraumbüro. Dann muss man Managmentmaßnahmen einleiten, als absolute Notlösung könnte man versuchen, die geistige Stimulation, die jeder Mensch braucht, in seiner Freizeit nachzuholen und Aktivitäten oder Ausbildungen zu absolvieren, bei denen man das Gefühl hat ausgelastet zu sein.

Was ist Stress

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Eustress (positiven Stress) und Distress (negativen Stress). Beim positiven Stress gilt, dass uns dieser zu Höchstleistungen anspornt, zum Beispiel, aktiviert uns die Vorfreude auf etwas, positive Stresshormone auszuschütten. Wie immer, was als positiv wahrgenommen wird, hängt individuell von der Person ab. Das setzen einer Deadline für ein Buch spornt den einen Autor an, während der andere Autor vor lauter Druck, kein Wort mehr auf ein Blatt Papier bekommt. Hier wären wir wieder beim Distress , bei dem wir uns aufgrund von Überforderung überbeansprucht fühlen.


Auch eine positive Herausforderung kann sich sehr schnell in negativen Stress umwandeln, nämlich wenn wieder das geliebte Gedankenkarussell zu kreisen beginnt und wir uns auf fiktive „was ist wenn“ Gedanken konzentrieren.
Es ist für uns Menschen sehr wichtig, egal, ob hochsensibel, oder nicht, Strategien zu finden, um mit Stresssituationen adäquat umgehen zu können, damit wir an den täglichen Herausforderungen nicht zerbrechen.

assistierter Einsatz Chester


Stress bei Hunden und Stimmungsübertragung


Eine neue Studie hat ergeben, dass UNSER Stress Hunde krank machen kann. Biologinnen der Universität Linköping haben eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, inwieweit unser Stress dass Verhalten und die Hormone unserer Vierbeiner beeinflusst.
Die Stichprobe erfasste 58 Hundebesitzerinnen (ausschließlich Frauen) und deren Hunde (nur Hütehund Rassen; Bordercollies und Shelties). Die Wissenschaftlerinnen nahmen zweimal im Jahr Haarproben der Hunde und Menschen und analysierten deren Cortisol – Level. Cortisol ist das Stresshormon bei Hund und Mensch. Die Haarproben ermöglichen eine Feststellung der Hormonveränderungen über längere Zeit. Die Ergebnisse brachten zu Tage, dass unser Cortisol-Level mit dem Cortisol- Level unserer vierbeinigen Lieblinge in Zusammenhang steht.

Sind wir also gestresst – ist es unser Hund auch. Interessant ist, dass dieses Phänomen, laut der Studie, vor allem bei weiblichen Hunden zum Vorschein kommt. Verantwortlich soll das Hormon Oxytocin sein, das als Bindungshormon bekannt ist. Angeblich seien Hündinnen deswegen sozial zugänglicher als Rüden. Auch wurde die Persönlichkeit der hündischen und menschlichen Probanden, mittels dem Big-Five Test, untersucht, der von der Annahme ausgeht, dass die Persönlichkeit eines Menschen auf fünf Merkmalen, nämlich, wie offen jemand für neue Erfahrungen ist, wie extrovertiert jemand ist, wie introvertiert jemand ist, wie verträglich ein Mensch mit anderen und wie emotional stabil ein Mensch ist, beruht. Zur Untersuchung der Hunde, wurde von den Besitzerinnen ein Fragebogen ausgefüllt.

Ergebnisse der Studie


Die Ergebnisse veranschaulichten, dass die Persönlichkeit eines Menschen einen deutlichen Einfluss, auf das Verhalten des Hundes, hat. Zum Beispiel gingen die Biologinnen davon aus, dass Menschen mit einem emotional labilen Merkmal sich stärker auf die Beziehung zu ihrem Hund verlassen und sich dies in einem geringeren Stress-Level des Hundes bemerkbar macht.
Interessant ist, dass das Stress-Level des Hundes, keinen Einfluss auf den Besitzer hat.

Fazit


Meine Anmerkungen zu der Studie wären, dass es interessant wäre auch Jagdhunderassen zu untersuchen, die eher auf selbstständiges Arbeiten gezüchtet wurden. Border Collies sind nicht umsonst auch als Schattenhunde bekannt und meine Mutmaßung wäre, dass es dann zu anderen Ergebnissen kommt. Des weiteren wäre auch interessant Männer zu untersuchen, die im Big- Five Test sicher andere Ergebnisse erzielen, als es Frauen tun. Ich hätte auch nicht vermutet, dass Hunde von emotional instabilere Menschen ein geringeres Stress-Level haben. Einen Punkt, den ich, aus eigener Erfahrung nicht unterstützen würde, ist, dass das Stress-Level des Hundes keinerlei Einfluss auf seinen Besitzer hat. Gerade bei hochsensiblen Mensch-Hund-Teams kommt es zu einer Synchronisation des Verhaltens und der Gefühle. Keine Studie kann mir erzählen, dass ein Hund nicht dazu fähig ist, seine Emotionen auf den Menschen zu übertragen. Wenn ich Mensch-Hund-Teams beobachte und sehe wie sich die Persönlichkeit des Hundes auf den Menschen auswirkt, mutet das Ergebnis der Studie etwas seltsam an. Nehmen wir dass gute alte Beispiel der Leinaggression, bei denen wir unterschiedliche Ursachen für das Verhalten haben. Bei meinem Hund ist es ein mittlerweile ritualisiertes Verhalten ohne Emotionen. Das bedeutet, dass ich emotional nichts mehr wahrnehme, auch wenn er mal an der Leine tobt. Zuvor war es jedoch so, dass er seine negativen Emotionen regelmäßig auf mich übertragen hat und ich quasi das gefühlt habe, was er gefühlt hat. Für manche Menschen mag das vielleicht esoterischer Humbug sein, hat aber im Grunde nichts mit Esoterik zu tun. Die Stimmungsübertragung ist gewissermaßen erwiesen. Wieso sollte diese von Mensch zu Mensch, Mensch zu Hund, aber nicht von Hund auf Mensch möglich sein?


Die Studie mag vielleicht nicht repräsentativ oder vollständig sein, aber sie beweist einmal mehr wie stark die Bindung zwischen unseren Vierbeinern und uns ist.


Das Stressgedächtnis beim Hund

Schnüffelspiel Louis


Auch beim Hund ist so, dass Stresssituationen, die für ihn unbewältigbar erschienen, Spuren im Gehirn hinterlassen können. Hier ist es wichtig, dass der Besitzer – für den Hund -über Stressreduzierende Maßnahmen verfügt. Wenn ein Hund immer wieder mit den gleichen Stressoren konfrontiert ist, ohne dass ihm Managmentmaßnahmen ermöglicht werden, kann es zur Entwicklung eines Stressgedächtnisses kommen, dass auch in Zusammenhang mit Magen/Darmbeschwerden und anderen psychosomatischen Auffälligkeiten, stehen kann. Wurde ein Hund ein- oder mehrmals – von einem anderen Hund bedrängt, ohne dass der Besitzer eingegriffen hat, kann es sein, dass der Hund denkt, er sei auf sich allein gestellt. Wenn es nun in dieser Phase zu Durchfall kam, ist es möglich, dass der Hund bei gleichen oder ähnlichen Stresssituationen immer wieder mit Durchfall reagiert. Das Stressgedächtnis kann- je nach Hund – bereits bei einem einmaligem Auftreten der belastenden Situation abgespeichert werden. Wenn nun ein Hund attackiert wird, kann man nie wissen, mit welcher Begebenheit er diesen Vorfall verknüpft hat. Es kann der andere Hund, die Rasse des Hundes, der eigene Besitzer , der Ort, oder auch der Besitzer des anderen Hundes sein. Auch ein vorbeifahrendes Fahrrad, ein Geruch, oder ein bestimmtes Geräusch, kann als auslösender Stressor vom Hund definiert werden.


Bei solchen Hunden ist es sehr wichtig ihnen ausreichende Ruhephasen zu gönnen und zu versuchen den auslösenden Stressor ausfindig zu machen. Ich habe gute Erfahrungen mit Aromaölen und Musik gemacht, weil mein Hund auf ein gewisses, sehr leises Geräusch zu Hause reagiert hat, was ich zwar auch wahrgenommen habe, aber nicht genau identifizieren konnte. Mit der Zeit hat die Geräuschempfindlichkeit immer mehr abgenommen. Konkret habe ich es so gemacht, dass wir zuerst eine Runde Spazieren gingen, mit kurzen Trainingseinheiten und zu Hause bekam er dann ein Beschäftigungs- Spiel (Schnüffelteppich, Box, gefüllte Wc-Papier Rollen, Zeitungspapierball etc.) und danach ein nach Lavendelöl duftendes Halstuch um den Hals und leise Musik wurde gespielt. Seitdem wir das regelmäßig machen, hat sich das plötzliche los-bellen auf ein Minimum reduziert.

Es erfordert eine genaue Beobachtungsgabe, sowie Zeit und Management um eine Verhaltensänderung herbeizuführen und die Stressoren ausfindig zu machen, jedoch können sogar kleine Veränderungen zu großen Erfolgen führen

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